Quadro Nuevo | 22.02.2024

Donaukurier | Karl Leitner
 

Griechenland? Brasili­en? Ägypten? – Wer im Sommer verrei­sen will, sollte allmählich mit den Reise­vorbereitungen beginnen. Damit dieses trotz aller Vorfreude ab und zu doch recht mühsame Unterfangen leichter fällt, kann man sich ja zur Überbrückung der Wartezeit Quadro Nuevo anhören. Die Band spielt zwar immer wieder mal in der Region, im Audi Forum, das aus diesem Anlass restlos ausverkauft ist, gastiert sie allerdings zum ersten Mal.

Die Herren Mulo Francel (Tenorsaxo­fon, B- und Bassklarinette, Mandoline), Andreas Hinterseher (Akkordeon, Ban­doneon, Vibrandoneon, Trompete), Didi Lowka (Kontrabass, Perkussion) und Chris Gall (Piano) sind Spezialisten, wenn’s um den musikalischen Aspekt des Reisens geht. Überall auf dem Globus sind sie unterwegs, von überall her brin­gen sie Einflüsse und Musikformen mit. Wenn es Musiker gibt, die Regio­nen ver­binden, die ansonsten mitunter recht we­nig miteinander zu tun haben, dann ge­hört dieses Quartett sicherlich mit zu die­ser Gruppe. Ob das, was man von argen­tinischem Tango über brasilianischen Samba bis hin zu „Kalichi Steps“, das sie zu­sammen mit den Cairo Steps einge­spielt haben, oder zu „Torna a surriento“ vom „Mare“-Album hört, nun Jazz ist oder World Music oder Ethno Music oder ein­fach nur eine weitere Form von Crosso­ver, ist im Grunde egal. Was zählt, ist der Wohlfühlmodus, der sich augen­blicklich beim Hörer einstellt, wenn die Band loslegt, mal rhythmisch verzwickt, mal schwelge­risch schwebend, mal durchaus rasant, dann wieder sich dem Charme der Lang­samkeit hingebend.

Die Musiker, die nicht nur spielen, son­dern auch Anekdoten von ihren Reisen erzählen oder ausführlich die Angebote ihres Merchandising-Standes anpreisen – schließlich müssen die Trips um die Welt ja auch finanziert werden – sind allesamt auch selbst kompositorisch tätig. Die griechische Mythologie hat es ihnen an diesem Abend besonders angetan. „Ika­rus‘ Dream“, in dem es ausdrücklich we­der um dessen Start noch um dessen Bruchlandung geht sondern um das Schweben dazwischen, und „And, Pull!“ mit einem Segeltörn durch die äolischen Inseln im Hintergrund, kommen beim Publikum, das vermutlich längst das Fernweh gepackt hat, besonders gut an.

Auch der Humor kommt nicht zu kurz. „Bona Nox, bist a rechter Ochs“ geht auf Mozart zurück, und „7 To 1“, eine Latin-Komposition von Paulo Morello, höre man in Rio gar nicht gerne, wie Chris Gall erzählt. Kein Wunder, erinnert es doch an den legendären Sieg der 2014 noch ernst zu nehmenden Bundeskicker gegen Brasilien.

Natürlich hat nicht jeder die Gelegen­heit, überall dorthin zu reisen, wo die Band schon war. Aber von fernen Gesta­den zu träumen, das ist ja immer mög­lich. Quadro Nuevo liefern den Sound­track dazu. Die umtriebigen Musiker, die jeder für sich und noch viel mehr als Gruppe ganz in der Rolle der Brücken­bauer aufgehen, nutzen die weltweit gül­tige Sprache, in der so ziemlich alles ausgedrückt werden kann, was Sprach­barrieren verhindern. Das ist nicht neu. Als das Musikkollektiv Embryo in den 1970-ern im klapprigen Bandbus nach Afghanistan und Indien aufbrach, war das mitgebrachte Ergebnis noch sensatio­nell. Das ist es heute, nach etli­chen Weltmusik-Wellen, zwar nicht mehr in dem Maße, hochinteressant ist die musikalisch-emotionale Verbin­dung von Nah und Fern jedoch immer geblie­ben. Nicht zuletzt dank Quadro Nuevo.