Lorenzo Petrocca Organ Trio feat. Fauzia Maria Beg | 28.11.2014

Neuburger Rundschau | Stephanie Knauer
 

Die zweite Hälfte war weit stimmiger. Nach der Pause klang die Band nach Dreieinigkeit, man agierte eingespielt, ging mehr aus sich heraus oder bettete sich ein ins Ganze und Sängerin Fauzia Maria Beg entfaltete ungehemmt ihre Scat- und Stimmführungskunst. Der Auftritt des „Lorenzo Petrocca Organ Trio“, featuring die aus Mumbay gebürtige Sängerin Fauzia Maria Beg im Neuburger Birdland am Freitagabend wurde ein spannendes Zusammentreffen verschiedenen musikalischen Ursprungs auf ungewohntem Gebiet. Die Besetzung mit der legendären Hammond B 3, mit Jazzgitarre und Drums, der Improvisierstil Lorenzo Petroccas etwa ließen zunächst eher an Modern, Funk und Co denken als an den angekündigten klassischen bis smoothen Swing, und bei Fauzia Maria Beg klang die Pop- und Soulsängerin mit Gospelwurzeln durch ihre enorme Jazzvokalkunst. So wirkte der erste Teil des Abends noch, als würde nach einem nicht recht passenden Schnittmuster gespielt, der Set nach der Pause aber wie ausgewechselt: Zu den ausgiebigen, brillant sprühenden, dauerparlierenden, ins Modale abstechenden Soli des Gitarren-Virtuosen Lorenzo Petrocca gesellte sich Organist Thomas Bauser, nun mehr bis auf Augenhöhe aus sich herausgehend, mit passend fiebrigen Hammond-Strecken, zugleich mit bewundernswerter Sicherheit den Walking Bass am zweiten Manual und Fußpedal spielend. Sogar Drummer Armin Fischer, der sonst schier mit Gedankenlesekunst die musikalischen Verläufe schlagkräftig zu verdolmetschen strebte, steuerte ein, zwar eher ansatzweises, Solo bei. Im Instrumental „So What“ erblühte das Trio wie in seinem Element, gleiches galt für Fauzia Maria Beg im Samba mit exzellent-biegsamem Groove, der Brazil-Jazz ist ihre Leidenschaft, wie sie an diesem Abend erklärte. Tatsächlich ging Fauzia Maria Beg im Latin auf, schlafwandlerisch stilsicher schattierend und scattend, diese dadaistische Gesangsweise ist eine ihrer Stärken. Auch abseits davon ornamentierte sie viel, gekonnt, dabei an ihr erklärtes Idol Nancy Wilson erinnernd. Die Arrangements waren ideenreich, dazu brachte Fauzia Maria Beg Power und Stimmung. Porters „Just One of Those Things“ etwa wurde eine flotte Nummer, mit kurzem Walzertakt, von Fauzia Maria Beg mit stimmlicher Mimik so gar nicht ungerührt, sondern konterkarierend emotional interpretiert, „Blue Skies“ beinahe boppig mit finaler Broadway-Breite.