Cécile Verny Quartet | 12.01.2024

Donaukurier | Karl Leitner
 

Die Aufgabe, den Konzertreigen am Beginn eines neuen Kalenderjahres im Birdland Jazzclub zu eröffnen, obliegt seit Jahren dem Quartett um die großartige Sängerin Cécile Verny. Wenn man will, kann man sie also regelmäßig hören im Keller unter der ehemaligen Hofapotheke in Neuburgs Altstadt. Meistens, wie in diesem Jahr auch, gleich zweimal hintereinander, weil der überaus rege Zuspruch des Publikums zwei Termine erfordert.

Stand das Konzert zu Beginn 2023 noch ganz im Zeichen des Erfolgsalbums „Of Moons And Dreams“, befindet sich die Band aktuell in einer Zwischenperiode, was sich in einer fast vollständig veränderten Setlist ausdrückt. Das ist auch gut so, denn das Quartett gestattet sich und seinem Publikum damit einen Rückblick auf vergangene und gleichzeitig einen Ausblick auf kommende Aktivitäten, neue Songs, die man wohl auf dem in Bälde erwartbaren Nachfolger-Album vorfinden wird, und altes Material, das sich als absolut zeitlos entpuppt.

Natürlich bleibt die Band ihrem Kurs zwischen Jazz und Pop treu, bedient sich weiterhin der Talente von vier versierten Komponisten. Die Stücke stammen ausschließlich von Verny selbst, vom Schlagzeuger und Perkussionisten Lars Binder, vom Kontra- und E-Bassisten Bernd Heitzler und vom Pianisten und Keyboarder Andreas Erchinger. Zarte, fragile Balladen und kräftiger funky Pop – die Band hat alles drauf, beherrscht ihr Metier und ist eine eingeschworene Einheit, die sich blind versteht nach all den Jahren fruchtbarer Zusammenarbeit.

Schon immer waren Literaturvertonungen, für die vor allem Erchinger ein echtes Händchen zu haben scheint, Teil des Bandrepertoires. Das gilt im besonderen auch für die neuen, noch nicht veröffentlichten Titel. So gehen „How Do I Love You“ auf Elizabeth Browning zurück, „I Wandered Lonely As A Cloud“ auf Henry Wadsworth, „The Falling Leaves“ auf William Butler Yeats und zwischendurch kommt auch noch William Blake ins Spiel. Sie vorab schon mal zu hören, ist die eine Besonderheit des Neuburg-Konzerts, die andere sind die „alten“ Stücke wie „The Bitter And The Sweet“ und „The Wide Heart Of The Earth“, allesamt runderneuert, also mit neuen Arrangements versehen und nicht selten in extended Versions angeboten, wobei wiederum Andreas Erchinger seine ganze Klasse beweist, als Arrangeur und Solist.

Besonders beeindruckend: „Snow Falling“, in das Verny mit emotionaler Tiefe und Ausstrahlung ihre ganze Kraft legt und ihren Kolleginnen Whitney Houston und Amy Winehouse ihre Reverenz erweist. Und dann natürlich „As Soon As They Have All Aligned“, das Paradestück des Abends aus der 2013er CD „Fear & Faith“, mit mächtigem Groove und umwerfenden Harmonien, in dem die Band sich quasi selber von der Leine lässt und eindringlich darauf hinweist, dass hier vier hervorragende Musiker auf der Bühne stehen und nicht lediglich eine Sängerin mit Begleitung. Nach zwei Zugaben am Ende des ersten Konzerts des Doppelwochenendes im Birdland – denn von ihm ist hier die Rede – kann man bereits jetzt stark vermuten, dass man Verny und ihre Mannschaft in ziemlich genau einem Jahr an Ort und Stelle erneut erleben kann. Dann, wie es aussieht, mit neuer CD, noch mehr neuen Songs und wiederum umgestalteter Setlist bei gewohnt hoher Qualität. Schön, dass man sich auf manche Dinge einfach verlassen kann.