Art Of Piano 250 | 26.01.2024

Donaukurier | Karl Leitner
 

Am Samstag, 2. Februar, gastiert der amerikanische Pianist Larry Porter im Birdland Jazzclub in Neuburg. Nun wäre das eigentlich angesichts des hochwertigen Jahresprogramms, für das der Club ja ohnehin weithin gerühmt wird, nichts Besonderes, handelte es sich bei dem Konzert nicht um das 250. der Birdland-Reihe „Art Of Piano“. Hinter dieser Reihe, die 1991 gestartet wurde und die nun also ihr Jubiläum feiert, steckt eine ganz eigene Geschichte.

Eigentlich war damals ja beabsichtigt gewesen, für den Club einen Flügel aus dem Hause Steinway anzuschaffen. Als Manfred Rehm, damals wie heute Bird­land-Clubchef, auf die Firma Bösendor­fer aufmerksam gemacht wurde, kam er ins Grübeln und fragte zehn befreundete Jazz-Pianisten um ihre Meinung. Acht sagten, ein Steinway wäre super, ein Bö­sendorfer aber ein Traum. Rehm fuhr also nach Wien zu besagter Firma und konnte niemand gerin­geren als Oscar Pe­terson, der gerade in der Stadt war, über­reden, für ihn eine Vorauswahl zu tref­fen. Man hatte dort 20 Instrumente auf Lager, Peterson testete sie alle und zog fünf in die engere Wahl. Die endgültige Entscheidung traf schließlich Larry Por­ter auf Bitten Rehms, der mit der Band von Art Farmer ebenfalls in Wien gas­tierte. Er prüfte die verbliebenen Instru­mente vor Ort auf Herz und Nieren und so kam der Bösendorfer M 200 also nach Neuburg. Rehm organisierte um das wertvolle Prunkstück herum die Reihe „Art Of Piano“ und lud in den folgenden Jahren fast alle wichtigen Pianisten des zeitgenössischen Jazz ein, auf ihm zu spielen. Larry Porter persönlich eröffnete am 12. September 1991 mit seinem Trio die Reihe, und kehrt jetzt zurück, um auf „seinem“ Flü­gel mit Originalkompositio­nen aus eige­ner Feder den Geburtstag gebührend zu feiern.

Die Liste derer, die an diesem Flügel der ja auch bei Konzerten außerhalb der Reihe zum Einsatz kommt, ist endlos. Die im Rahmen von „Art Of Piano“ um­fasst bislang exakt 250 Namen, darunter Benny Green, Bob Degen, Tommy Fla­nagan, Cecil Taylor, Monty Alexander, Marc Copland, George Gruntz, Michel Petrucciani, Brad Mehldau, Gonzalo Ru­balcaba, Iiro Rantala, Kenny Barron, Geri Allen, Paul Kuhn, Michael Wollny, Pablo Held, Joachim Kühn, Craig Ta­born, Aki Takase, Jacky Terras­son, Tamir Hendelman und Omar Klein. Kaum einer ist dabei, der sich nach dem Konzert nicht lobenswert über den Cha­rakter des Instrument äußern würde und nicht sel­ten auch über dessen hervorra­gende Stimmung.

Dafür ist ein echter Meister seines Fa­ches zuständig, nämlich Thomas Olbrich aus Oberhausen, der gar nicht weit von Neuburg entfernt, einen eigenen Meister­betrieb hat und auch Klaviere baut. Er nimmt sich vor jedem einzelnen Konzert, in dem der Flügel ge­braucht wird, das Instrument vor und sorgt für den so typi­schen und absolut perfekten Klang, denn alle Birdlandbesu­cher seither kennen und lieben. Schließ­lich ist das Instrument sel­ber irgendwie der Star der ganzen Reihe und nicht selten spielen auf ihm echte Weltstars, da wollen er und Rehm opti­male Voraus­setzungen bieten. Man hat schließlich einen hervorragenden Ruf, den es zu wahren gilt.

Mit der 250. Ausgabe ist die Reihe „Art Of Piano“ selbstverständlich nicht abge­schlossen. Warum auch, ist sie doch ei­ner der Hauptgaranten für die Qualität des Jahresrogramms, für das der Club ja im­mer wieder auch vom Kulturministeri­um in Berlin ausgezeichnet wird. Als nächste für die Zeit nach dem Por­ter-Konzert ha­ben sich die Pianis­ten Rai­ner Böhm für den 16. Februar, Alfredo Rod­riguez für den 24. Februar, Lynne Arriale für den 6. April und Emmet Cohen für den 4. Mai angekündigt.