Andreas Feith Quartett | 01.03.2024

Donaukurier | Karl Leitner
 

„Basst scho!“, so sagt man, sei für einen echten Franken das höchstmögliche Lob überhaupt. Andreas Feith, der die meiste Zeit über in Nürn­berg lebt, weiß das. Nach dem Auftritt mit seinem Quartett im Birdland Jazz­club in Neuburg fällt das Urteil freilich um einiges euphorischer aus. „Exzellent“ oder „ausgezeichnet“ trifft es wohl eher.

Der Pianist und Komponist hat zusam­men mit seinen Kollegen, dem ebenfalls aus Nürnberg stammenden Echo-Preis­träger, Tenor- und Sopransaxofonisten Lutz Häfner, dem Kontrabassisten Mar­tin Gjakonovski und dem Schlagzeuger Solvio Morger ein Album mit dem son­derbaren Titel „Dance Of The Scarabs“ (Tanz der Mistkäfer) auf den Markt ge­bracht, das er nun im Gewölbe unter der ehemaligen Hofapotheke vorstellt. Es geht dabei um zeitgenössischen Modern Jazz auf höchstem Niveau, interpretiert von einer Band, bei der anscheinend tat­sächlich alles passt. Bis auf Fred Lacy’s „Theme For Earnie“ besteht das Reper­toire nur aus Bandkompositionen, wobei Lutz Häfner für das knackige „Three And Four“ verantwortlich ist und Feith für den gesamten Rest.

„Funkensprühende Erzählkraft und be­herzt zupackende Spielenergie“ wurde ihm bereits anlässlich der Veröffentli­chung des Albums attestiert, und nun kann man in der Live-Situation nachvoll­ziehen, was damit gemeint ist. Obwohl jeder der Musiker, allen voran die beiden Hauptsolisten an Saxofon und Piano, sei­ne eigene Spielweise hat, dienen sie doch zusammen mit der absolut überra­genden Backline mit Gjakonovski und Morger einem großen gemeinsamen Ganzen. Feith bewegt sich innerhalb sei­nes von ihm selbst als Komponist abge­steckten Rahmens als durchaus wagemu­tiger, aber eben doch immer der melodi­schen Komponente verpflichteter Virtuo­se. Sein Partner am Saxofon rüttelt nach Art des Übervaters Coltrane immer wie­der mal ungestüm am Gerüst der Stü­cke und wird so zum reizvollen Gegen­part zu Feith’s eher erzählendem Modus.

„Fred’s Tune“, Fred Hersch gewidmet, leitet den Abend ein, es folgen das am Anfang der Pandemie entstandene „Me­lancholia“ und „Encounter“, das Feith seinem Vorbild – dem zweiten neben Bill Evans – Brad Mehldau gewidmet hat, und schließlich „Surviving Flower“, das vom ersten Album gleichen Namens stammt. Ob schnelle Nummern oder ein­fühlsame Balladen wie „Redemption“ – in solistischer Hinsicht steigern sich bei­de durchaus mitunter in rasante Tempi hinein und demonstrieren, was sie auch in technischer Hinsicht auf dem Kasten haben. Und doch hat man nie das Ge­fühl, es käme auch nur eine Minute lang Hek­tik oder vordergründige Betriebsam­keit auf. Nein, keiner bricht aus, alle zie­hen an einem Strang. Der Gesamtsound, das Gesamtfeeling, der Gesamthabitus dieser Combo, dieser „Band“ in wörtli­chem Sinne, steht im Vordergrund. Und so werden die knapp zwei Stunden zu ei­nem absolut runden Gesamtkunstwerk. Was das Ganze mit Mistkäfern zu tun hat, ist schnell erklärt. „Die Kompositio­nen war halt fertig und ich hatte noch keinen Titel für das Album,“ so Feith mit breiten Grinsen. – „Basst scho!“ Oder vielmehr: Was für ein herausragen­der Abend im Birdland.