Larry Porter Trio | 03.02.2024

Donaukurier | Karl Leitner
 

Der Star des Abends ist ausnahmsweise mal kein Musiker, sondern ein Instrument mit 84 Tasten, nämlich der seit 1991 im Besitz des Neuburger Birdland Jazzclubs befindliche Bösendorfer Flügel der Baureihe M 200, mit dessen Hilfe so ziemlich das gesamte Who‘ Who an Jazzpianisten so manches legendäre Konzert in Neuburg gegeben hat. Sie hatten damals in Wien in der Bösendorfer-Werkstatt 20 Modelle vorrätig. Niemand geringeres als Oscar Peterson traf eine Vorauswahl, dann kam Larry Porter ins Spiel und entschied zusammen mit Birdland-Chef Manfred: „Diesen und keinen anderen wollen wir haben.“

Die damals gleichzeitig ins Leben gerufene Konzertreihe „Art Of Piano“ wurde ein beispielloser Erfolg. Porter selbst gab das erste Konzert, und sitzt jetzt, zum 250. Jubiläum, wieder an „seinem“ Instrument, das alle Voraussetzungen erfüllt, die ein Jazzflügel im Idealfall erfüllen sollte. Bevor es musikalisch losgeht, zählt Porter sie auf. Die Länge der Saiten sollte bei 200 cm liegen, der Ton sollte „anziehend und emotional“ sein, der Anschlag nicht zu hart und nicht zu weich. – Und er muss perfekt gestimmt sein. Dafür ist ist Thomas Olbrich zuständig, ein echter Experte, der das Instrument in- und auswendig kennt, weil er seit vielen Jahren vor jedem einzelnen Konzert genauestens überprüft, ob alles passt.

Die Musik für diesen besonderen Abend entspricht dem Anlass. Larry Porter, der mittlerweile nicht mehr in den USA, sondern in Berlin lebt, spielt zusammen mit dem Kontrabassisten Max Leiss und dem Schlagzeuger Jan Leipnitz ausschließlich brandneue, noch nicht veröffentlichte Eigenkompositionen, die Titel tragen wie „Stammbaum“, „Fetzenwalzer“ oder „Zauberreich“, Stücke, von denen jedes einzelne das Eintrittsgeld für das Konzert – oder das Geld für das in Vorbereitung befindliche Album, auf dem sie alle vertreten sein werden – wert ist. Porter hat sie straff organisiert, vorgegebene Wege und Soloparts verzahnen sich, sind nicht voneinander abgegrenzt, definieren sich gegenseitig. Porter, ein ungemein vielfältiger Pianist, der bisweilen mit Thelonious Monk flirtet, dann wieder dem Ragtime einer vergangener Epoche nachträumt, ist ganz in seinem Element. Eine immense spielerische Spannbreite zeichnet ihn aus, ein enormer Reichtum an Facetten. Ob er ein Basssolo mit zurückhaltenden Akkorden unterlegt oder selbst in die Offensive geht, eines ist offensichtlich. Hier ist ein echter Meister seines Faches unterwegs.

Er fordert den Bösendorfer heraus, als prüfe er ihn wie von 33 Jahren erneut auf Nerz und Nieren. Und alle im ausverkauften Club werden Zeuge, wie souverän der Flügel wieder einmal den Test besteht, genau so, wie die vielen male zuvor, ob bei Cecil Tylor, Paul Kuhn, Esbjörn Svensson, Diana Krall oder all den anderen Stars des Jazz. Als der Abend mit einem Stück namens „Wonne“ beginnt, weiß man es noch nicht, am Ende, als „Wolkenkratzer“ verklungen ist, ist es freilich offensichtlich. Ja, das Konzert des Larry Porter Trios war tatsächlich nichts anderes als die pure „Wonne“, mit drei perfekt aufeinander eingestellten Musikern und dem Bösendorfer-Flügel im Zentrum, um den sich an diesem Abend alles dreht. Übrigens: Das Bayerische Fernsehen war vor Ort und bringt am heutigen Montag in der Abendschau (ab 17.30 Uhr) einen Bericht über „Art Of Piano 250“.