Guido May „Groove Merchants“ | 07.10.2023

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Wo kommt wohl der Drive einer Band her? Nicht selten – Achtung Binsenweisheit! – vom Mann oder der Frau am … Schlagzeug, genau! Oft unterschätzt sitzen die auf ihrem Hocker hinter der Schießbude, trommeln wie der Leibhaftige, ernten den verdienten Applaus viel seltener als die Kollegen, weil sie eben auch viel seltener solieren dürfen. Dass das Schlagzeug nicht allein auf die Rolle des Timekeepers oder der swing-machine reduziert werden kann, ist den meisten eh klar, nur wird es eben nicht oft genug bewusst. Es sein denn, der Drummer leitet die Band und macht die Ansagen. Dann erst steht sein Name an erster Stelle. So bei Guido May und seinen »Groove Merchants«, die im Birdland ein mitreißendes Konzert aus lupenrein klassischen Hardbop-Titeln ablieferten.

Im Birdland seit über 25 Jahren ein gern gesehener Gast saß der Schlagzeug-Tausendsassa jahrelang bei Soul-Legende Pee Wee Ellis am Set, spielte mit etlichen Großen des Jazz zusammen und reifte zu einem stabilen Garanten des Grooves. Wahrlich Zeit also für eigene Projekte!

Nomen est omen: Die Groove Merchants wurden im Birdland dem Anspruch als »Groove-Händler« zur schieren Begeisterung des Publikums vollauf gerecht, boten in klassischem Line-up etliche Pretiosen aus den besten Zeiten des Hardbop in großzügig spielfreudiger Präsenz und funky Frische feil. Dabei schlängelte sich das Programm äußerst geschickt an den Gassenhauern des Genres vorbei und gab eher weniger bekannten Titeln, von Lee Morgans »Sidewinder«, Horace Silvers »Peace« und Juan Tizols »Caravan« mal abgesehen, die Chance, ihre funkelnde Klasse unter Beweis zu stellen: Markante Riffs, griffige Themen, starke Akzante und knackige Grooves in Duke Pearsons »Big Bertha« oder »Sweet Honey Bee«, Benny Golsons »Are You Real«, Herbie Hancocks »Driftin‘« oder – aus den 90ern – »1239 A« von den Harper Brothers.

Alle kommen da auf ihre Kosten, vor und auf der Bühne: Axel Schlosser mit seiner spritzig explosiven Trompete, Till Martin mit seinem süffig sonoren Saxophon, der überaus talentierte Jungspund Julian Schmidt, hellwach und quecksilbrig am Klavier, Thomas Stabenow mit seinem wie immer Eleganz, Sophistication und Stabilität vereinenden Bass – auch so eine unterschätzte Rolle – und Guido May, der Leader an den Drums. Der Groove-Handel blühte, entfachte einen wahren Boom, nun wirklich nicht zu viel versprochen!