swingIN Big Band | 14.09.2023

Neuburger Rundschau | Peter Abspacher
 

Adel verpflichtet, sagt man. Name vielleicht auch. Die Musikerinnen und Musiker der SwingIN Big Band und ihr Bandleader Oliver Wasilesku jedenfalls haben den Namen ihrer Formation beim Auftaktkonzert der neuen Jazz-Saision im Audi Forum voll eingelöst – von der ersten Nummer bis zur letzten Zugabe.

Die klassische 16er-Besetzung dieser Big Band mit dem Trompeten-Quartett, den vier Posaunen, dem Klarinetten-Quintett und der Rhythmusgruppe plus dem Bandleader am Flügel spielt schwungvoll, witzig und charmant. Der Sound swingt in den flotten Nummern genauso wie in lyrisch geprägten Stücken, diese Musik groovt und hat den richtigen Drive.

Zu Beginn muss sich die Besetzung aus sehr guten Amateuren und ein paar Halbprofis aus der ganzen Region Ingolstadt noch ein wenig freispielen, aber schnell entfaltet sich nicht nur die technische Qualität oder das rhythmische Feeling. Die Band glänzt auch immer wieder mit musikalischer Leichtigkeit. Bandleader Oliver Wasilesku, zugleich der Pianist, holt aus den 16 Jazzern mit seiner präzisen und elegant motivierenden Art alle guten Fähigkeiten heraus. Und die informative und lockere Moderation von Verena Gutsche (Saxofon) tut ein übriges zum rundum gelungen Gesamteindruck dieses Abends.

Der volle Sound der gesamten Bigband wirkt überzeugt und inspiriert, die einzelnen Instrumentalgruppen treten bei ihren Highlights sauber und souverän in den Vordergrund, im nächsten Moment gehen sie wieder im größeren Ganzen auf. Das gilt für die Trompeten genauso wie für die Posaunen, die Saxofone und die stets präsente Rhythmusgruppe. Und alle zusammen legen für die Soloauftritte etwa von Peter Oswald (Trompete), Jakob Grimm (Bassposaune), Valentina Öfele und Jasmin Gundermann (beide Saxofon) eine bombensichere Basis, auf der sich jede Solostimme bestens entfalten kann.

Ein paar Nummern seien aus dem Gesamtbild exemplarisch herausgegriffen. Aus „Tweet fatigue“ von Gordon Goodwin macht die Big Band ein bemerkenswertes Stück von intellektueller Tiefe mit melodischer Eleganz und viel Spielwitz. Goodwins „Count bubba“ (was man frei mit „Rache“ übersetzen kann) wird zum rasanten Ritt durch alle Instrumentalgruppen, der innere Drive der scharfen Punktierungen im Unisono kommt zur vollen Geltung.

Andere Qualitäten sind bei „Moon river“ als dem Film „Frühstück bei Tiffany“ oder beim Jazz-Arrangement des uralten englischen Volkslieds „Greensleeves“ gefragt. Die leicht elegische Schönheit dieser Nummern kommt über die Rampe, die Big Band zeigt, dass sie auch im Piano-Sound Kraft und Kontur bewahrt.

Und dann gibt es noch richtig coole, umwerfend komische Elemente dieses Konzerts. „Making whooppee“, ein Stück, das schon Ella Fitzgerald und Marlene Dietrich mit ihrem unvergleichlichen Gesang berühmt gemacht haben, wird im Audi Forum in einer sehr speziellen Variante zu purem Vergnügen. Den Gesangspart übernimmt diesmal die Bassposaune.

Die „coole Socke“ Jakob Grimm an der Posaune spielt gewitzt, überschäumend und gekonnt.
Die Melodiebögen auf dem voluminösen Instrument klingen frappierend fein, das Vibrato kommt dunkel-verführerisch. Einige sehr tiefe Töne gehen nahe ans Animalische, kurz vor dem Abschwenken in allzu grobe Gags schwingt sich Grimm aber immer wieder in musikantische Höhen hinauf. Ein toller Typ, dieser Posaunist und ein Bravourstück der ganzen Band.